Der deutsche Onlinehandel hat die schwierigen Zeiten hinter sich gelassen, auch wenn er noch nicht zu den zweistelligen Wachstumsraten vergangener Jahre zurückgekehrt ist. Die Phase des Umsatzrückgangs scheint jedoch überwunden zu sein. Für das Jahr 2023 weisen die 1.000 umsatzstärksten B2C-Onlineshops nur einen leichten Umsatzverlust auf, wie eine Studie des EHI und ECDB zeigt.
Nach einem Rückgang von 2,8 Prozent im Jahr 2022, der das Ende von 15 Jahren ununterbrochenen Wachstums markierte, hat sich der Umsatz der Top-1.000-Onlinehändler im Jahr 2023 weitgehend stabilisiert. Der Rückgang beträgt nur noch 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahl ist allerdings nicht inflationsbereinigt, sodass die Preissteigerungen durch die Inflation nicht berücksichtigt sind.
Prognose der Umsatzentwicklung
Der Umsatz der größten deutschen Onlinehändler sank um 164,5 Millionen Euro auf insgesamt 77,5 Milliarden Euro, wie die EHI-Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2024“ feststellt. „Damit hat sich der Corona-bedingte Schub weitgehend ausgeglichen, und der Onlinehandel kehrt zu einer Wachstumsrate zurück, die ohne die Pandemie zu erwarten gewesen wäre. Für das laufende Jahr rechnen wir mit einem moderaten nominalen Wachstum von 1,1 Prozent bei den Umsätzen der Top-1.000-Onlineshops“, erklärt Lars Hofacker, Leiter des Forschungsbereichs E-Commerce beim EHI, die aktuelle Marktentwicklung.
Vor der Pandemie wuchs der Umsatz der Top-1.000-Onlineshops seit 2008 jährlich durchschnittlich um 10,7 Prozent. Hätte sich dieser Trend fortgesetzt, hätte der Umsatz 2023 bei rund 77,6 Milliarden Euro gelegen – also nahezu auf dem Niveau der tatsächlichen 77,5 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr 2024 wird ein Umsatz von 78,3 Milliarden Euro prognostiziert, was darauf hindeutet, dass die Top-1.000 erstmals hinter der hypothetischen Pre-Covid-Wachstumskurve zurückbleiben werden.
Top 10 der Onlineshops
An der Spitze der Top-1.000-Onlineshops in Deutschland stehen weiterhin amazon.de (14,66 Mrd. Euro), otto.de (4,20 Mrd. Euro) und zalando.de (2,51 Mrd. Euro). Innerhalb der Top 10 konnten neben Amazon, das um 1,9 Prozent wuchs, auch shop-apotheke.com (+15,4 %), ikea.com (+6,9 %) und aboutyou.com (+2,3 %) Umsatzzuwächse verzeichnen. Diese Plattformen fungieren nicht nur als Onlineshops, sondern auch als hybride Marktplätze, da sie sowohl ihre eigenen Verkäufe als auch das Handelsvolumen von Drittanbietern (GMV – Gross Merchandise Volume) abbilden.
Die Top 3 der deutschen Marktplätze
Im Vergleich zu den eigenen Shop-Umsätzen haben sich die Marktplätze der hybriden Anbieter besser entwickelt. Amazon.de verzeichnete als Shop ein Wachstum von 1,9 Prozent, während der Marktplatz um 10,9 Prozent zulegen konnte. Otto.de hingegen verlor als Onlineshop 7,1 Prozent, konnte jedoch als Marktplatz um 2,0 Prozent wachsen. Ähnlich verhielt es sich bei zalando.de, das als Shop einen Rückgang von 3,8 Prozent verbuchte, während der Marktplatz nur 2,0 Prozent einbüßte. Mediamarkt.de sah einen Rückgang von 3,2 Prozent im Shop-Geschäft, während der Marktplatz-Umsatz nahezu stabil blieb und nur um 0,2 Prozent sank.
Ausländische Player
Unter den Onlineshops hat sich shein.com mit einem Umsatzsprung von 133 Millionen Euro (+30,6 %) auf 567 Millionen Euro auf Platz 18 der Top-20 vorgearbeitet. Bei den Marktplätzen konnte aliexpress.com mit einem E-Commerce-GMV von 1,24 Milliarden Euro ein beeindruckendes Wachstum von 43 Prozent erzielen und belegt nun Platz 7 der Top-10-B2C-Marktplätze. Temu.com, das erst im April 2023 in Deutschland gestartet ist, erzielte einen GMV von 690 Millionen Euro und verpasste knapp den Einzug in das Top-10-Ranking der Marktplätze.
Die Studie E-Commerce-Markt Deutschland 2024 enthält detaillierte Daten zu den Top-1.000 B2C-Onlineshops sowie den Top-10-B2C-Marktplätzen. Sie ist im EHI-Shop erhältlich. Darüber hinaus werden die Top-100 B2C-Onlineshops und die Top-5 B2C-Marktplätze als digitales Poster kostenlos zur Verfügung gestellt.
Die vollständige Studie wird am 1. Oktober im Rahmen der EHI Connect E-Commerce-Konferenz im Denkquartier Düsseldorf vorgestellt. Interessierte können sich über den folgenden Link für die Veranstaltung anmelden.
Die Studie E-Commerce-Markt Deutschland 2024 konzentriert sich auf B2C-Onlineshops sowie auf reine und hybride B2C-Marktplätze, die physische Waren verkaufen. Dabei wurden Plattformen ausgeschlossen, die ihre Umsätze ausschließlich oder überwiegend über Apps generieren. Für die Analyse der B2C-Marktplätze wurde das E-Commerce-GMV (Gross Merchandise Volume) als zentrale Kennzahl herangezogen, um das gesamte Handelsvolumen zu erfassen, das sowohl aus eigenen Verkäufen als auch aus dem Umsatz von Drittanbietern resultiert.